Wenn morgens um halb fünf das Telefon klingelt und dir mitgeteilt wird, dass dein Bruder verstorben ist, dann haut dich das schon irgendwie aus den Latschen, Gott sei Dank lag ich noch im Bett. Selbst die Tatsache, sich gedanklich schon damit beschäftigt zu haben, dass das Sterben nach jahrelanger Krankheit nicht weit weg ist, wirft die Zeit, wenn es dann so weit ist, völlig durcheinander.
Geplantes wird verworfen, viele Termine plötzlich unwichtig und vor allem die Anzahl dieser auf das nötigste reduziert, um Zeit zu haben für die Trauer, aber auch um das umzusetzen, was der Verstorbene bei seinem irdischen Abgang für sich gewünscht hat. Was wünscht man sich den eigentlich, wenn man diese Erde verlässt? Ein Gedanke, den sich mit Sicherheit noch die wenigsten von uns gemacht haben!? Mein Bruder hat sich damit auseinandergesetzt und ich bin sehr froh darüber, in diesem Moment genau gewusst zu haben, wem Bescheid gegeben werden musste, wie die Traufeier abzulaufen hat und vieles mehr.
In zweieinhalb Wochen feiern wir Ostern, die Auferstehung Jesu. Zuvor aber erst noch das Leiden und den Tod. Jedes Jahr erneut und jedes Mal wieder glauben wir daran, dass es mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern dass es nur ein Übergang in eine andere Welt, eine Welt in der wir uns wieder sehen werden und ein ewiges Leben haben. Eine Vorstellung die hoffen lässt, vor allem wenn die Erinnerungen an schöne gemeinsame irdische Momente während der Trauer schmerzlich nur zu ertragen sind. Es kommt die Zeit, in der das Wünschen nicht nur hilft, sondern auch besser wird. Wir müssen nur dran glauben und uns damit auseinandersetzen, auch wenn wir das Thema Tod sehr gerne ausblenden und verdrängen. (be-)Leben wir den Tod.
Achim Kuhn, Jugendreferent in der katholischen Seelsorgeeinheit Fellbach
Worte zu vergangenen Sonntagen
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